Britta Walbrun Naturschutzbeauftragte der Stadt Göttingen
Klinkerfuesstr. 24
37073 Göttingen
Tel.: 0551/703648
Britta.Walbrun@web.de
16.11.18
Bebauungsplan Göttingen Nr. 7, 3. Änderung „Nonnenstieg Nordwest“
Stellungnahme gemäß § 4 Abs. 2 BauGB zur Beteiligung der Behörden und Träger öffentlicher Belange sowie der Verbände
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Zuge des oben genannten Beteiligungsverfahrens möchte ich mich wie folgt äußern
In Göttingen wird dringend neuer Wohnraum benötigt, wie aus zahlreichen Diskussionen und Gutachten der letzten Jahre hervorgeht. Insofern ist es zu begrüßen, dass in einem bestehenden Wohngebiet, Wohnbebauung aufgestockt und in gewissem Umfang nachverdichtet wird. Dies hilft, übermäßige Neuversiegelung zu minimieren.
Allerdings sind auch der Nachverdichtung Grenzen gesetzt, sie sollte nicht um jeden Preis erfolgen. Vor allem dort, wo bestehende Grünanlagen mit wertvollem altem Baumbestand existieren, ist der absolute Schutz geboten!
Die heute bereits von altem Baumbestand geleisteten ökologischen Werte wie Sauerstoffproduktion, CO2_ Bindung, Beschattung, Kühlung des Mikroklimas, Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten, Stärkung der Wohlfühl- und Aufenthaltsqualität in einem Wohngebiet, könnten von neu geschaffenen Anpflanzungen erst nach Jahrzehnten wieder erlangt werden. Im Falle einer Reduzierung von Grünanlagen bzw. der Neugestaltung auf ungeeignetem Untergrund (Tiefgaragen, fehlender Wurzelraum), können die existierenden Werte überhaupt nicht regeneriert bzw. der Verlust kompensiert werden.
Wie will die Stadt ihre selbstgesteckten Klimaziele erreichen, wo einerseits mit großem Aufwand Projekte wie „Klimaschutz im Zentrum“ (mit geringem Outcome in Form neuer Grünstrukturen) betrieben werden, wenn andererseits gewachsene bestehende Grünstrukturen immer wieder der Neubebauung geopfert werden? Dabei möchte ich nicht missverstanden werden. Projekte wie „Klimaschutz im Zentrum“ sind durchaus wichtig als kleinere Bausteine zur Verbesserung der Durchgrünung der Innenstadt. Sie wirken jedoch unglaubwürdig, wenn dem Erhalt bestehender städtischer Grünstrukturen an anderer Stelle so wenig Wert beigemessen wird.
Um nicht sämtliche Argumente erneut aufzuzählen möchte ich auf die Stellungnahme des BUND vom 15.11.18 sowie die Bemühungen der Anwohnerschaft zur weitgehenden Erhaltung des Baumbestandes verweisen, denen ich mich vollumfänglich anschließe.
Mit freundlichen Grüßen
(Naturschutzbeauftragte der Stadt Göttingen)